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04.06.2025

Offener Austausch bei der Lindauer Nacht der Demokratie

Die Kommunalpolitik steht vor einem zentralen Problem: dem fehlenden Nachwuchs. Um herauszufinden, wie mehr Lindauerinnen und Lindauer für die Kommunalpolitik begeistert werden könnten, hat die Stadt Lindau und ihre Stadträte zusammen mit der Projektschmiede zur Lindauer Nacht der Demokratie eingeladen. Dort standen vor allem zwei Fragen im Mittelpunkt: Wie wird Kommunalpolitik in der Stadt Lindau interessanter und was muss getan werden, um mehr Menschen für die aktive Mitarbeit zu gewinnen?

Rund 80 Menschen sitzen gemeinsam an sieben Tischen. Vor ihnen liegen Stifte sowie blaue und grüne Klebezettel. Die Diskussionen sind lebhaft. Immer wieder greifen die Teilnehmenden zu den Stiften und schreiben ihre Gedanken auf die Zettel: „Mehr Info“, „mehr Transparenz“ und „persönlicher Austausch“. Dann kleben sie die Zettel auf große Plakate, die vor ihnen auf den Tischen liegen.

Neben vielen Lindauer Bürgerinnen und Bürger sind auch Stadträtinnen und -räte sowie Mitarbeitende aus der Verwaltung an diesem Abend im Alten Rathaus auf der Insel zusammengekommen. Der Anlass: Die Lindauer Nacht der Demokratie. Organisiert wurde diese von der Stadt Lindau und der Projektschmiede.

Keine Raketenwissenschaft

„Demokratie lebt vom Mitmachen“, sagt Lindaus Oberbürgermeisterin Dr. Claudia Alfons. Das gilt auch für die Kommunalpolitik. Von Vorteil ist dabei, wenn so viele Bevölkerungsschichten wie möglich in den Stadt- und Gemeinderäten vertreten sind.  „Unser System ist so ausgelegt, dass jede und jeder mitmachen und kandidieren kann. Niemand muss dafür studiert haben, man braucht keine besondere Ausbildung“, betont die Oberbürgermeisterin, und fügt hinzu: „Kommunalpolitik ist keine Raketenwissenschaft“.

Und dennoch steht diese vor einem zentralen Problem: Dem fehlenden Nachwuchs. Um herauszufinden, wie mehr Lindauerinnen und Lindauer für die Kommunalpolitik begeistert werden könnten, stehen an diesem Abend vor allem zwei Fragen im Mittelpunkt: Wie wird Kommunalpolitik in der Stadt Lindau interessanter und was muss getan werden, um mehr Menschen für die aktive Mitarbeit zu gewinnen?

Zwei junge Stadträte geben Einblicke ins Ehrenamt

Jasmin Sommerweiß (CSU) und Pius Bandte (Bunte Liste) gehören zu der jüngeren Generation im Lindauer Stadtrat. Beide sind bereits seit elf und sechs Jahren in diesem Ehrenamt tätig.

Pius Bandte, selbst ein junger Vater, weiß genau: „Job, Familie, Kinder und ein Ehrenamt unter einen Hut zu bringen, das ist nicht immer ganz einfach. Aber man schafft es trotzdem“.  Jasmin Sommerweiß Tipp an die noch unentschlossenen Gäste: „Einfach mal machen, neugierig sein und Spaß haben“.

Viel Verständnis und gute Gespräche

Bei den anschließenden Gesprächen wird deutlich: Das Interesse ist groß – die Hemmschwellen aber auch. „Die Themen sind alle so vielseitig. Ich frage mich schon, ob ich überhaupt mitreden kann. Und ob mich die Themen dann auch interessieren“, sagt eine Teilnehmerin. „Ich wünsche mir, dass auch komplexe Vorgänge leichter erklärt werden und man nicht schon am Fachjargon scheitert“, ergänzt ein Lindauer. Das Ehrenamt müsse schließlich für alle machbar sein.

Eine andere Frau findet die lange Amtszeit beängstigend. Stadträtin Ulrike Lorenz-Mayer (Bunte Liste) beruhigt: „Du musst die sechs Jahre nicht durchziehen. Du kannst jederzeit aufhören, wenn du merkst, dass es dir zu viel wird.“

Die Lindauerin Ivonne Teubert findet es wichtig, das Interesse bereits bei den Kindern zu wecken. Um mehr junge Menschen für die Kommunalpolitik zu begeistern, müsste diese „bereits für junge Menschen nahbarer gestaltet werden“, ist sie sich sicher.

Das Untergeschoss des Alten Rathauses ist den ganzen Abend über erfüllt vom stetigen Gemurmel und Gelächter der Besucher. Während die einen reden, hören die anderen zu und nicken immer wieder zustimmend mit den Köpfen. An den Stellen, an denen die Meinungen auseinander gehen, ist der Umgang miteinander aufgeschlossen.

Neue Impulse und Dauerbrenner

Wie ähnlich die zusammengetragenen Ideen sind, zeigt sich in der Abschlussrunde: Gleich mehrere Gruppen sprechen sich dafür aus, die Kinder an Schulen stärker in das Thema Demokratie einzubinden. Auch die Idee, die Bürgerinnen und Bürger direkt in den einzelnen Stadtteilen zu besuchen, um mit diesen gezielt über anstehende Themen zu sprechen, wurde von mehreren Gruppen aufgegriffen. Aber auch ein Tag der offenen Tür im Rathaus, ein leichterer Zugang zu den politischen Themen sowie der Wunsch, von Menschen an die Hand genommen zu werden, die bereits Erfahrung in der Kommunalpolitik gesammelt haben, kommt an dem Abend zur Sprache. Zielführend sei auch ein niederschwelligeres Angebot, wie zum Beispiel ein Gesprächsangebot von Stadträten auf dem Wochenmarkt.

„Da sind einige neue Impulse und auch Dauerbrenner darunter“, fasst Dr. Claudia Alfons zusammen. „Wir werden die Punkte jetzt mit in die Verwaltung nehmen und sie in einer der nächsten Stadtratssitzungen nochmal dem gesamten Stadtrat vorstellen. Auf jeden Fall sollen die Themen für die konstituierende Sitzung des neuen Stadtrats im nächsten Frühjahr aufbereitet werden“, erklärt die Oberbürgermeisterin. Dieser werde nach den Kommunalwahlen im kommenden März darüber beratschlagen, ob und wie die unterschiedlichen Ideen umgesetzt werden könnten.

Positives Feedback und ein Kandidatur-Entschluss

„Ich wünsche mir, dass Sie von dem heutigen Abend berichten. Und davon, dass die Stadt aufgeschlossen ist, neue Wege zu gehen“, sagt Dr. Claudia Alfons. „Damit das Ehrenamt im Stadtrat attraktiv bleibt – oder noch attraktiver wird.“

Eine, für die das Amt bereits an Attraktivität gewonnen hat, ist Ivonne Teubert. „Die Veranstaltung war komplett positiv und hat mich noch neugieriger gemacht“, sagt sie. Ihre Entscheidung steht fest: „Ich möchte für den nächsten Stadtrat kandidieren.“

Ergänzend führten Markus Breitwieser, Leiter der Stadtbücherei, und Heiner Stauder, Lindaus Stadtarchivar, durch die Entstehungsgeschichte des Alten Rathauses, das seit Jahrhunderten als Tagungsstätte für den Lindauer Stadtrat dient. Nach dem offiziellen Teil ließen die Gäste den Abend bei Musik und Getränken mit regen Gesprächen und Reflektionen ausklingen.

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