Schulentwicklung: Plan B statt Neubau
Stadtverwaltung setzt auf realisierbare Lösungen
Das auf rund 49 Millionen Euro geschätzte Neubauprojekt einer einhäusigen Mittelschule auf der Blauwiese (Plan A) ist leider finanziell nicht zu stemmen. Mit dieser immensen Investition kann der städtische Haushalt nicht genehmigungsfähig aufgestellt werden. Deshalb hat die Stadtverwaltung einen Plan B erarbeitet. Dieser sieht einen Maßnahmenmix aus mehreren Einzelprojekten für die verschiedenen Schulstandorte vor, die je nach Priorität angegangen werden sollen. Am 27. November wird der Stadtrat beschließen, welcher Plan umgesetzt werden soll.
Steigende Schülerzahlen und die verpflichtende Ganztagsbetreuung ab 2026 zwingen die Stadt zeitnah zu handeln. In seiner Sitzung vom 18. Juli 2024 hat der Stadtrat beschlossen, die Planungen für die Ergänzungsgebäude an den beiden Grundschulen Aeschach und Hoyren vorzuziehen. Außerdem wurde die Stadtverwaltung beauftragt, einen ersten, groben Kostenvergleich für unterschiedliche Plan-Varianten aufzustellen.
Kostenvergleich der Pläne A, B und C
Eine vorläufige Kostenschätzung für die Pläne A, B und C bezogen auf die Mittelschule liegt nun vor. Plan A steht für den einhäusigen Neubau der Mittelschule und wird die Stadt voraussichtlich rund 49 Millionen Euro kosten. Die Grundschulen sind hiervon noch nicht umfasst. Plan C sieht eine reduzierte Variante des Plan A mit einem Neubau einer verkleinerten Mittelschule auf der Blauwiese vor und würde geschätzt 38 Millionen Euro kosten. Zusätzlich würden im Nachgang zum Mittelschulneubau bei den Plänen A und C noch die notwendigen Maßnahmen an den Grundschulen in Höhe von geschätzt 28 Millionen Euro kommen. Plan B, der für mehrere Einzelmaßnahmen an den Schulstandorten steht, ist mit voraussichtlich 17 Millionen Euro die günstigste Option.
Stadt kann Plan A nicht finanzieren
Die Stadtverwaltung empfiehlt dem Stadtrat, sich für Plan B auszusprechen. Damit würde die Mittelschule bis auf Weiteres zweihäusig bleiben. Inhaltlich vergleichen lassen sich die Pläne nicht: „Plan A wäre ganz klar die beste Lösung für die unsere Mittelschule, allerdings beinhaltet er nicht alle zeitlich drängenden Maßnahmen an unseren Grundschulen“, sagt Oberbürgermeisterin Dr. Claudia Alfons. „Wir müssen so ehrlich sein und feststellen, dass Plan A nicht finanzierbar ist. Plan B ist die einzige Variante, die wir derzeit realistisch umsetzen und damit zugleich an allen Schulstandorten notwendige Maßnahmen durchführen können.“
Plan B ermöglicht es der Stadt, direkt mit der Planung und Umsetzung zu beginnen. „Es ist unsere Pflicht als Stadt, sicherzustellen, dass unsere Grund- und Mittelschulen genug Platz für alle Schülerinnen und Schüler bieten. Dazu haben wir nun einen konkreten Lösungsweg erarbeitet, den wir zügig beschreiten wollen, statt auf bessere Zeiten zu hoffen und die Umsetzung weiter aufzuschieben“, sagt Oberbürgermeisterin Dr. Claudia Alfons. Ein entscheidender Vorteil des Plan B ist daher neben den deutlich geringeren Kosten, dass er die notwendigen Projekte an den Grundschulen priorisiert.
Grundstücksverkäufe würden nicht genug Mittel einbringen
Auch Stadtkämmerin Birgitt Richter unterstreicht: „Wir können uns den Neubau einer einhäusigen Mittelschule nicht leisten. Zumal daneben noch die weiteren Investitionen an den Grundschulen nötig wären.“ Plan A sei in der jetzigen finanziellen Situation der Stadt nicht bezahlbar. Die Folgekosten aus Plan B hingegen seien realistisch im Haushalt und im Finanzplan der nächsten Jahre abbildbar.
Mit Grundstücksverkäufen die Mittelschule zu finanzieren ist für die Oberbürgermeisterin und die Kämmerin keine Option, da die Mittel nicht für die Umsetzung des Plan A ausreichen würden und es sich nur um Einmaleffekte handelt. Falsch wäre es auch, die Fördermittel für einen eventuellen Neubau in der Berechnung schon abzuziehen, denn die muss die Stadt zunächst einmal über einen längeren Zeitraum vorfinanzieren und entsprechend im Haushalt abbilden können. Andernfalls ist der städtische Haushalt nicht genehmigungsfähig. Zudem werden Fördermittel nur gewährt, wenn die Maßnahme finanziell gesichert ist. „Das auf rund 49 Millionen Euro geschätzte Neubauprojekt einer einhäusigen Mittelschule auf der Blauwiese ist daher leider nicht finanziell zu stemmen. Mit dieser immensen Investition kann der städtische Haushalt nicht genehmigungsfähig aufgestellt werden. Das Festhalten an Plan A führt in eine Sackgasse“, stellt Richter fest.
Sanierte Toiletten und neue Betreuungsmöglichkeiten
In den vergangenen Monaten hat die Stadt Lindau bereits einige Maßnahmen an den Grundschulen umgesetzt, wie zum Beispiel die Sanierung der Toiletten in der Turnhalle der Grundschule Hoyren oder den Umbau des Mehrzweckraums im Freizeitzentrum Oberreitnau zu Mittagsbetreuungsräumen mit Mensa. Dort hat die Stadt auch den Schulhof neugestaltet. Die offizielle Einweihung findet am Dienstag, 26. November statt.
Weitere Maßnahmen
Für die Mittelschule Aeschach wurden 220.000 Euro im Haushaltsjahr 2025 vorgesehen – es ist geplant, diese Summe jährlich in die Haushaltsplanungen aufzunehmen, um das Gebäude sukzessive zu renovieren. An beiden Mittelschulstandorten werden zudem Verbesserungen der Aufenthaltsqualität für die Schülerinnen und Schüler durch die Bereitstellung von Basketballkörben und Sitzgelegenheiten herbeigeführt. An der Grundschule Zech ist ebenfalls eine Schulhofaufwertung geplant – hierfür wurden 85.000 Euro im Haushalt 2025 angemeldet.
Am 27. November befasst sich der Stadtrat in der öffentlichen Sitzung ab 18 Uhr im Alten Rathaus mit den verschiedenen Planungsvarianten und wird beschließen, welche umgesetzt werden soll.