»Lindau hoch! Lange Jahre noch...«
Traditionsreichstes und ältestes Heimatfest in Schwaben: Das Lindauer Kinderfest
Jeden Mittwoch vor Beginn der bayerischen Sommerferien verwandelt sich die Lindauer Insel am Vormittag in ein buntes Meer aus Blumen und Fahnen. Am 26. Juli ziehen dieses Jahr 1.918 Kinder und rund 270 Begleiter der Lindauer Schulen und unsere Freunde aus der französischen Partnerstadt Chelles musikalisch begleitet von unseren Musikkapellen, Trommler- und Fanfarenzügen durch Lindaus Straßen, um beim Festakt vor dem Alten Rathaus unsere Inselstadt hochleben zu lassen.
Das Kinderfest geht auf die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg zurück. Damals hat der Ratsherr Valentin Heider die Bürger ermahnt, ihre Kinder pflichtbewusst zu erziehen und den Schulbesuch ernst zu nehmen. Nach den Schrecken des furchtbaren Krieges mit Gewalt, Hunger und Not waren die Sitten roh, die Not groß. Darunter hatten besonders die Kinder zu leiden. Heider führte eine Schulpredigt ein, in der er die Kinder ermahnte, die guten Sitten einzuhalten, aber auch daran, ihrer Heimatstadt stets die Treue zu halten. Damals erhielten die Kinder ein besonderes, süßes Hefegebäck, das sich auch heute noch größter Beliebtheit erfreut, die Butschelle.
Der Ablauf am Vormittag entspricht einer langjährigen Tradition: bereits morgens um 6 Uhr heißt es „Lindau hoch!“. Böllerschüsse kündigen den Beginn des Festes lautstark an. Die Kinder versammeln sich in den Schulen und besuchen gemeinsam Gottesdienste in den verschiedenen Stadtteilen. Es folgt der Höhepunkt des Kinderfestes, der Festzug, in dem sich nach und nach alle Stadtteile vereinen und der zum Festakt vor dem Alten Rathaus führt.
Um ca. 9.30 Uhr ertönt dort der Bläserruf der Jugendkapelle, danach singen alle Beteiligten das traditionsreiche Kinderfestlied »Lindau hoch!«. In seiner Festansprache, in der nach dem Ursprungsgedanken des Kinderfestes auch eine Ermahnung nicht fehlen darf, erinnert in diesem Jahr der 2. Bürgermeister die Schulkinder an die Bedeutung und die Ursprünge des Festes. Mit dem Kinderfestgedicht, das diesmal Grundschüler aus Oberreitnau vortragen, übermitteln die Kinder ihren Dank. Die dritte Strophe der Nationalhymne beendet den Festakt.
Im Anschluss daran laufen die Kinder und ihre Begleiter nun zu den verschiedenen Ausgabestellen, wo sie ihre Butschelle und den Lindauer Schübling erhalten.
Das Kinderfest hat in Lindau zweifelsohne den Status eines Nationalfeiertages. Den verantwortlichen Organisatoren des Kinderfestes, Birgit Russ und Christiane Geiser, ist es daher ein besonderes Anliegen, dass sich die Kleidung am Kinderfesttag von der alltäglichen Kleidung abhebt. „Wir freuen uns, wenn die Mädchen in hübschen Kleidern - mit einem Blumenkränzchen im Haar - teilnehmen.“, so die beiden Verantwortlichen. „Auch Dirndl und bei den Buben Lederhose sind mittlerweile gern gesehen.“, ergänzt die Kinderfest-Koordinatorin, Russ.
Die Lindauer können zu einem farbenfrohen Stadtbild beitragen, indem sie, dem alten Brauch entsprechend, ihre Häuser mit Fahnen und Fähnchen schmücken, ganz besonders dann, wenn das Haus am Umzugsweg liegt.
Das Kinderfest verursacht einen riesigen Organisationsaufwand, es wird deshalb auf keinen Fall verschoben. Deshalb auch heuer die Bitte an die Eltern: Denken Sie bei entsprechender Wetterlage daran, ihren Kindern einen Sonnen- bzw. Regenschutz mitzugeben und auch ein Getränk bei sehr heißem Wetter.
Eine Ausnahmesituation herrscht vor, wenn eine Unwetterwarnung vorliegt. In diesem Fall kann es aus Sicherheitsgründen zu Änderungen oder Teilabsagen kommen. Sofern dies bereits den Vormittagsteil betrifft, empfehlen Russ und Geiser, auf Durchsagen bei Bayern 1, Bayern 3 und RSA Radio zu achten, sowie einen Blick auf die Facebook-Seite „Stadt Lindau Info“ zu werfen.